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Prof. Dr. Claudia Märtl
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Dr. Duane Henderson, wiss. Mitarbeiter
Duane.Henderson@gmx.de
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PD Dr. Jürgen Dendorfer, kooperierende Mitarbeit
j.dendorfer@lmu.de
Alexandra Risse, M.A., wiss. Hilfskraft
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Johannes Mertens, stud. Hilfkraft
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Julia Treindl, stud. Hilfskraft
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Miriam Hahn, stud. Hilfskraft
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Vorträge der Projektleiter/Mitarbeiter
Mit Blick auf die in der ersten Antragsphase herausgearbeiteten Spannung zwischen der kardinalizischen und der monarchischen Position innerhalb des ekklesiologischen Diskurses und der Entwicklung in diesem Bereich beschäftigt sich das Project C11 in der zweiten Phase mit der Frage, wie diese Spannung im mikropolitischen Alltag verhandelt, ausgehalten, überspielt und im Ganzen handhabbar gemacht wurde. Neben den relativ schroffen Unterscheidungen zwischen einem kardinalizischen und einem päpstlichen Modell der Kirchenleitung etablierten sich Praktiken des alltagsnahen Aushandelns, die mit der theoretischen Diskussion eigentlich unvereinbare Räume der Unaufmerksamkeit eröffneten. Diese Praxis führte zu Überblendungen und Synthesen der sich vielleicht nur scheinbar ausschließenden Positionen. Drei Fragenkomplexe, die sowohl auf der Grundlage der theoretischen Diskussion um die Rechte des Kardinalskollegs als auch aus Beobachtungen an den Gesandtschaftsberichten von der Kurie weiterführend erscheinen, sollen das weitere Vorgehen strukturieren und in vertieften Untersuchungen behandelt werden: 1. Der Alltag der Praxis, 2. Modi der Selbstbehauptung päpstlicher Autorität und 3. Papst und Kardinalskolleg in Dissens und Konsens. Im Zentrum wird die Auswertung der Gesandtschaftsberichte nach den skizzierten Fragekomplexen stehen. Zugrundegelegt wird dabei das in der ersten Antragsphase in der Datenbank erschlossene Material. Es erlaubt eine erste Übersicht über die rund 5000 Gesandtschaftsberichte Mailänder Gesandter von der Kurie, welche die Grundlage für weitere, themenbezogene Sondierungen sein kann. Anhand von problembezogenen Tiefenschnitten sollen die drei genannten Bereiche untersucht werden. Die Ergebnisse sollen am Ende in eine Monographie, welche die pragmatische Dimension päpstlicher Herrschaft unter Pius II. in den Blick nimmt, einfließen. Diese ergänzt die Studie zur theoretischen Diskussion um die Rechte des Papstes und der Kardinäle, die am Ende der ersten Antragsphase abgeschlossen sein wird. Damit wird ein Desiderat der internationalen Forschung, nämlich die Etablierung der päpstlichen Autorität nach den Konzilien sowohl aus theoretischer als auch herrschaftspragmatischer Sicht zu beschreiben, erfüllt und ein wichtiger Beitrag zur Geschichte des Papsttums, der Kirche, aber auch der römischen Renaissance des Quattrocento geleistet sein. Ohne diese Gegenüberstellung von Diskurs und praktischem Aushandeln bliebe die Arbeit des Projekts unabgeschlossen. Statt nur die langsame Zunahme und Durchsetzung monarchischer Ekklesiologie gegenüber den konziliaren Konzeptionen im Diskurs herausgearbeitet zu haben, wird mit Abschluß dieser Phase sichtbar werden, wie dieser Diskurs gegebenenfalls selbst funktional nur ein — freilich notwendiges — Korrelat zur Ausformung einer hochkomplexen Praxis war, die den Konflikt zwischen pluralisierenden Elementen und Autorität gerade zu invisibilisieren versucht.