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Prof. Dr. Jan-Dirk Müller
PD Dr. Uta Goerlitz, beratende und kooperierende Mitarbeit
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Dr. Martin Schierbaum, wiss. Mitarbeiter
040-491-8962
Florian Deichl, stud. Hilfskraft
Vorträge der Projektleiter/Mitarbeiter
Sammeln und Erschließen von Wissen sind in der Frühen Neuzeit durch einen großen Wissenszuwachs, durch die Variationsbreite der Modelle und Traditionen der Wissensverarbeitung und durch die Heterogenität des verarbeiteten Materials geprägt. Wissensbestände aus der heidnischen Antike, dem christlichen Mittelalter und der konfessionell gespaltenen Frühen Neuzeit müssen bewertet und in eine sinnvolle, handhabbare Ordnung gebracht werden. Daraus resultiert die Notwendigkeit zur Weiterentwicklung der Organisations- und Darstellungsformen des Wissens. Dieser Innovationsdruck stößt jedoch oftmals an theoretische und praktische Grenzen.
In der ersten Arbeitsphase (2001—2003) konzentrierte sich das Teilprojekt B4 zunächst auf Artikel aus Enzyklopädien und Universalbibliographien zu den Themenbereichen Poetica und Historica in einem relativ breiten Spektrum von frühneuzeitlichen Wissenskompilationen unterschiedlicher Typen, unterschiedlicher Systematisierungsstrategien und unterschiedlicher konfessioneller Ausrichtung. Im Zentrum stand die Frage nach der Relation von allgemeinen Prämissen und deren Durchführung in der Mikroorganisation der Artikel.
Die aktuelle, zweite Arbeitsphase (2004—2007) steht dagegen unter dem Stichwort der Transformationen der Wissensspeicher und deren literarhistorischen Implikationen. Untersucht werden die Reihenbildungen der lateinischen Kompilationen und die Interferenzen zwischen lateinischen Kompilationen und volkssprachiger Literatur. Dabei behandelt das Teilprojekt die anstehenden Fragen in zwei Teilbereichen.
Ein Teilbereich befaßt sich schwerpunktmäßig mit dem Phänomen der Reihenbildung in der Editions- und Bearbeitungsgeschichte der Wissenskompilationen, deren Auflagen sich meist stark unterscheiden. Daraus resultiert die Frage nach spezifischen Weiterentwicklungen des Texttyps Wissensspeicher in der Phase 'nach den großen Enzyklopädien'. Gegenstand der Untersuchung ist zum Beispiel die Buntschriftstellerei, die im Hinblick auf die Funktion der Wissenssammlungen vor dem Hintergrund der Frühphase von Journalismus und Essayismus zu analysieren ist. Untersucht werden aber auch die Interferenzen zwischen Wissensspeichern und volkssprachigen poetologischen Texten des 17. Jahrhunderts.
Der andere Teilbereich des Projektes konzentriert sich einerseits auf Interferenzen zwischen lateinischen Wissensspeichern und frühneuhochdeutschen Historien, andererseits auf volkssprachige Übertragungen lateinischer Wissensliteratur. Im Zentrum stehen einmal Prosaromane mit historischer Stofftradition wie die frühneuhochdeutschen Chanson de geste-Adaptationen und zum anderen historiographische Translationen in deutscher Sprache. Fokussiert werden Bedeutung und Verarbeitungsweisen des Wissens in den volkssprachigen Texten sowie die daraus resultierenden Modi der Darstellung. Damit verbunden ist die Frage nach dem je unterschiedlichen Verhältnis, in das Historica und Poetica in den einzelnen Texten und Textgruppen gesetzt sind, sowie nach den Auswirkungen auf das Gattungssystem. Ein besonderes Gewicht wird dabei den Vorreden und ihrer möglichen Transformation in späteren Auflagen zugemessen.