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Prof. Dr. Franz Josef Worstbrock
elke.vogel@germanistik.uni-muenchen.de
Das Projekt verfolgt Konzeptionen von Autor und Text, die in der europäischen Literatur des 14. bis 16. Jahrhunderts, verglichen mit vorgängigen und gleichzeitigen 'mittelalterlichen', als epochenspezifisch neue erkennbar sind. Es strebt eine Theorie von Autor und Text in der Frühen Neuzeit an. Während mittelalterliche Autorbegriffe, indem sie Verfasserschaft nicht auf die Totalität eines Werks zu beziehen vermögen, durch Partialität charakterisiert scheinen, bilden sich seit Francesco Petrarca in Poesie, Geschichtsschreibung, Epistolographie Verständnisse des literarischen Schaffens heraus, die einen 'Text' als eine insgesamt auktoriale Schöpfung beanspruchen.
Zugleich kann die Beziehung von Autor und Werk, die in den mittelalterlichen Jahrhunderten nie als eine innere und wesentliche diskutiert war, nun als eine Beziehung gegenseitiger Identifizierung verstanden werden. Unter den Normen eines so konturierten Autor- und Werkbegriffs entsteht im 15. Jahrhundert erstmals — zunächst am Fall römischer und griechischer Autoren — nicht nur eine Editorik, welche die Rekonstruktion originaler Textgestalten postuliert und methodisch versucht, sondern auch — wiederum zunächst am Fall der antiken Literatur — eine nach und nach zusammenhängend rekonstruierende Autorengeschichte, tendenziell Literaturgeschichte. Die Beschäftigung mit Geschichte wurde erstmals im Renaissancehumanismus als Aufgabe ihrer Rekonstruktion verstanden. Humanistische Editorik und Autoren/ Literaturgeschichte sollen als epochale Paradigmen solcher neuen historischen Rekonstruktion und damit auch eines neuen Begriffs des historischen Wissens erarbeitet werden.