A  3  Auctoritas und imitatio veterum
(Germanistik, Humanismusforschung)

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Institut für Deutsche Philologie, Mediävistik

Postadresse: Schellingstraße 3, 80799 München
Telefon: (089) 2180-3369
Telefax: (089) 2180-3871
www.germanistik.uni-muenchen.de

Projektleiter

Prof. Dr. Jan-Dirk Müller
jan-dirk.mueller@lrz.uni-muenchen.de

Mitarbeiter

Dr. Anna Kathrin Bleuler, beratende und kooperierende Mitarbeit
kathrin@bleuler.com

Sylvia Brockstieger, M.A., kooperierende Mitarbeit
sylvia.brockstieger@uni-tuebingen.de

PD Dr. Uta Goerlitz, beratende und kooperierende Mitarbeit
uta.goerlitz@lrz.uni-muenchen.de
089-2180-5702

Mgr. Jan Hon, beratende Mitarbeit
jan.hon@germanistik.uni-muenchen.de

Henrike Schaffert, M.A., wiss. Mitarbeiterin
henrike.schaffert@web.de

Anna Steger, stud. Hilfskraft
palermo06@web.de

Kathrin Lukaschek, stud. Hilfskraft
kathrin.lukaschek@campus.lmu.de

Rückschau

Vorträge der Projektleiter/Mitarbeiter

Projektbeschreibung

Gegenstand des Projekts sind jene Pluralisierungsprozesse, die im Zusammenhang mit der Ausdifferenzierung einer deutschen Literatur und Literatursprache in der Frühen Neuzeit auftreten. Ausgangspunkt ist die Frage nach der Autorisierung volkssprachiger Modelle in Auseinandersetzung, Anlehnung oder Abgrenzung gegenüber dem lateinisch-humanistischen Diskurs. Zunächst wurden innerhalb des Teilprojekts die Tendenzen innerhalb der Latinität anhand der Leitkonzepte imitatio bzw. aemulatio veterum bis ins 17. Jahrhundert hinein weiterverfolgt. Nun rückt die Adaptation des imitatio-Konzepts in der Volkssprache ins Zentrum.

Die leitende Hypothese ist, dass in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Deutschland ein rinascimentaler Diskurs eigenen Typs entsteht. Dieser unterscheidet sich sowohl von der Poetik desjenigen Süd- und Westeuropas wie vom späteren Opitz'schen Klassizismus. Unter dessen Einfluss wurde er zu Beginn des 17. Jahrhunderts verdunkelt und als rückständig und kunstlos diskreditiert. Demgegenüber scheint sich im Windschatten der gelehrten, klassischer imitatio verpflichteten neolateinischen Poesie in der deutschsprachigen Literatur des 16. Jahrhunderts ein Experimentierfeld auszubilden, auf dem in Auseinandersetzung mit normativen Vorbildern der Antike abseits von Ciceronianismus, Vergilianismus und Tacitismus neue epistemische Praktiken und poetische Verfahrensweisen erprobt werden. In ihm werden Elemente des gelehrten Diskurses mit den autochthonen literarischen Traditionen verbunden und heterogene Wissensbestände und Schreibpraktiken miteinander kombiniert. Durch diese Hybridisierung treten die sprachlich-stilistischen Normen sowie die pädagogisch-anthropologischen, die philosophischen oder die politisch-historischen Implikationen des Nachahmungsprinzips in ein Spannungsverhältnis zu den kulturell vorgegebenen semantischen und symbolischen Ordnungen.

Am Beispiel ausgewählter volkssprachiger Autoren und ausgewählter poetischer Übersetzungsversuche vornehmlich aus der Mitte und der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts soll die Sonderrolle dieses rinascimentalen Diskurses in Deutschland unter der Perspektive von Pluralisierung und Autorität untersucht werden. Anders als in Süd- und Westeuropa fehlen entsprechende poetologische Diskussionen in Deutschland; sie erfolgen gewissermaßen abseits und unterhalb expliziter Ordnungsprogramme und können als faktische, nicht-theoretisierte Pluralisierungsphänomene beschrieben werden. Die Suche nach solchen weithin verschütteten Alternativmodellen oder 'Gegenkanones' soll diese andere bzw. mehrfache Genealogie der Deutschen Nationalliteratur an einem breit gefächerten Textkorpus sichtbar machen.

Zur Projektbeschreibung der Arbeitsphase 2004—2007

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