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Prof. Dr. Martin Mulsow
martin.mulsow@lrz.uni-muenchen.de
Dr. Olaf Simons, wiss. Hilfskraft
Susanna Reger, M.A. (Vertretung im Zeitraum 1.9.02—28.2.03)
Ardalan Ibrahim, stud. Hilfskraft
Andreas Fichtner, stud. Hilfskraft
Vorträge der Projektleiter/Mitarbeiter
Gegenstand des Projekts ist Traktatliteratur diverser Disziplinen des 17. Jahrhunderts, die Momente mehrdeutiger, ironischer, ambivalenter oder widersprüchlicher Rede in sich enthält: von iocoseria-Texten aus dem akademischen Milieu über menippeische Satitrik bis zu skeptisch-libertinen und sich bewußt hinter Widersprüchen verbergenden radikalen Werken. Diese Texte sollen als einheitliches Phänomen im Hinblick auf die Krise der Pluralisierung gedeutet werden. Mehrdeutigkeit taucht, so die These, dort auf, wo pluralisierte Erfahrungen und Weltsichten nicht mehr integriert und auf ein einheitliches System reduziert werden. 'Libertinage érudit' ist dann nicht mehr wie bisher nur als Proto-Aufklärung zu verstehen, sondern zunächst als Ausdruck einer Weigerung vor neuer Autorisierung. Damit wäre ein Punkt gefunden, von dem aus die Frage nach der Möglichkeit der Kopräsenz von Wissensbeständen in einzelnen Individuen angegangen werden kann: Indem die untersuchten Texte auf ihre historischen und politischen Kontexte bezogen werden, wird idealiter sichtbar, welche Funktionen skeptisch oder ironisch 'ausgehaltene' Pluralität jeweils im Handeln haben konnte: ob handlungsermöglichend etwa in der Pragmatik des Alltags bei gelehrten Politikern oder handlungshemmend etwa im Rückzug auf private Sodalitäten. In der jetzigen zweiten Phase des Projektes steht die venezianische Accademia degli Incogniti im Mittelpunkt, eine Akademie des mittleren 17. Jahrhunderts mit libertinistischer Ausrichtung. Das Projekt wird von Einzelstudien ausgehen, dann eine möglichst vollständige Erfassung der Primärquellen anstreben und in seiner letzten Phase die größeren Fragen historischer Psychologie nach den Merkmalen frühneuzeitlicher Personalität in den Blick nehmen.
Zur Zeit sind in Arbeit:
Weiterhin ist an das Teilprojekt ein Editionsvorhaben angeschlossen, das auf längere Zeit berechnet ist und das Reisejournal von Gottlieb Stolle (1703/4, Universitätsbibliothek Breslau) zugänglich machen soll. Das Reisejournal ist eine unschätzbare Quelle für das intellektuelle Milieu in Mittel- und Norddeutschland an der Wende zum 18. Jahrhunderts und soll auch den anderen Teilprojekten, etwa B1, B3, B4, C7 zugute kommen.
Für Einzelheiten siehe
www.pierre-marteau.com/